Über ein literarisches Abenteuer mit dem Nobelpreisträger aus Peru
Zum Tod von Mario Vargas Llosa
Kennst du den Schriftsteller Mario Vargas Llosa? Bis April diesen Jahres hätte ich diese Frage mit nein beantwortet. Doch dann stand sein Name in allen Kulturnachrichten. Es war die Nachricht von seinem Tod; mit 89 Jahren ist er in Peru verstorben. Ihm zu Ehren haben wir in Steffis Literaturcafé eine Online Leserunde veranstaltet und so gleichzeitig lateinamerikanische Literatur kennengelernt.
Das Los fiel auf seinen Roman “Das böse Mädchen” von 2006 (spanischer Originaltitel: “Travesuras de la niña mala” - wortgetreu übersetzt “Die Streiche des bösen Mädchens”):



Der Roman erzählt die Geschichte einer lebenslangen, obsessiven Liebe, die sich über mehrere Jahrzehnte und Kontinente hinweg erstreckt: zwischen dem Ich-Erzähler Ricardo und einem rätselhaften Mädchen/Frau, die immer wieder unter verschiedenen Identitäten in sein Leben tritt. In den 50er Jahren lernt der fünfzehnjährige Ricardo das “böse Mädchen” in Lima (Peru) als Lily, die kleine Chilenin, kennen. Dann trifft er sie in den 60er Jahren in Paris wieder, erst als Genossin Arlette, später als Madame Arnoux. Nachdem sie wieder spurlos verschwunden ist, findet er sie in den 70er Jahren in London wieder; nun heißt sie Mrs. Richardson. Später lebt sie in Tokyo als Kuriko) - und das ist noch nicht das Ende, so viel sei an dieser Stelle gesagt.
Sieben Geschichten gliedern den Roman in ebenso viele Kapitel und lenken die Aufmerksamkeit auf die Lebenswege und Schicksale von Freunden und Weggefährten Ricardos - bis unweigerlich in jeder dieser Erzählungen das “böse Mädchen” erscheint. Ihre wiederkehrenden Auftritte verweben sich zu einer endlosen Geschichte der Obsession – einer Obsession, die für Ricardo zugleich eine ständige Täuschung und bittere Enttäuschung bedeutet.
Wahnsinn: wie viele unterschiedliche Lesarten
“Das Buch ist großartig! Toll geschrieben.”
“Das sind 3 Geschichten in einem Roman: die Liebesgeschichte, die politischen Hintergründe und der Lebensweg Ricardos als Übersetzer und Dolmetscher.”
“zu kitschig”
“Für mich ist das ein hoch politisches Buch.”
“Ich brauchte erstmal 1 -2 Tage, um das zu verarbeiten.”
“Es hat mich an eine toxische Beziehung erinnert, daher ist es mir der Einstieg ins Buch schwer gefallen.”
“Glaubt Ricardo wirklich sie retten zu können?”
“Dass er am Ende auch noch zufällig den Erzeuger des bösen Mädchens trifft, war dann doch ein bisschen zu viel Zufall für mich.”
…
Dies sind ein paar kurze Stimmen aus unserer Buchbesprechung am Ende der Leserunde. Beim Lesen dieser Zitate könnte man meinen, dass hier unterschiedliche Bücher gelesen wurden. Wir lesen eben immer uns selber mit. Aber genau das macht den Austausch so wertvoll.
“Ein großartiges Ende”
“Ein großartiges Ende, ein großartiger letzter Satz.” - Dieses Zitat stammt von mir. Ich habe das Ende dann nochmal in der Runde vorgelesen. Aber da ich nicht spoilern möchte, kann ich es hier nicht rein schreiben. In jedem Fall hat mich das Ende mit dem ganzen Roman versöhnt.


Lust mitzulesen bei Leserunden?
Wenn du jetzt Lust auf eine literarische Entdeckungsreise bekommen hast und endlich mal bei einem Lesekreis/Buchclub mitmachen willst, dann melde dich hier bei “Steffis Literaturcafé” an und lies unser aktuelles Buch mit:
Das gemeinsame Lesen und Bücher besprechen ist ein großer Gewinn - versprochen!
In diesem Sinne: Happy reading wünscht dir,
Steffi ✌🏽
Unser Austausch im Literaturkreis war schon so interessant, aber deine Zusammenfassung unserer so unterschiedlichen Eindrücke hat das Buch nochmal sehr anschaulich ins Gedächtnis gerufen. Danke dafür.